Meine Oma sagte früher immer: „mit Dreck stopft man Löcher“, was so viel bedeutet wie „macht auch satt“.
Heute weiß man, dass sie damit gar nicht so falsch lag.
Die ersten Jahre unseres Lebens verbringen wir grabbelnd auf dem Boden und stecken alles in den Mund, was wir finden. Das tun wir nicht nur, um unsere Umwelt zu begreifen, sondern es setzt den Körper gewollt allerlei Keimen, Staub, Pollen und Erregern aus, mit denen der kleine Organismus lernt fertig zu werden. Das ist immunologisch von größtem Wert.
Forscher der Universitäten München, Salzburg, Basel und Marburg haben einen medizinischen Beweis dafür gefunden, warum hohe Hygiene eine Ursache für Allergien ist. Bislang gab es nur statistische Studien, nach denen Kinder in einer allzu keimfreien Umwelt besonders anfällig für Allergien sind. Kinder vom Land leiden gemäß diverser Studien 15 Mal seltener an Heuschnupfen und Asthma. Spielen im Schmutz gilt nicht nur als Brutstätte für Keime und Krankheiten.
Es ist ein lebenswichtiges „Training“ fürs Immunsystem.
Zuletzt zeigte eine Langzeitstudie, dass bereits ein paar Gramm Dreck der Gesundheit förderlich sein können: In einer Studie mit 1.037 Teilnehmern wurde erhoben, wer im Kindergartenalter an seinen schmutzigen Fingernägeln gekaut oder am Daumen gelutscht hatte. Im Alter von 13 und 30 Jahren unterzogen sich die Studienteilnehmer einem Allergietest und es stellte sich heraus: Von den Daumenlutschern und Nägelkauern hatten insgesamt weniger eine Allergie entwickelt als von denjenigen, die diese Angewohnheiten als Kind nicht gehabt hatten.
Und wie war es bei meinen Geschwistern und mir? Als Kinder liebten wir es im Matsch zu spielen oder uns der Länge nach in die Pfützen zu legen. Wenn wir uns im Sandkasten eine Kostprobe genommen hatten, ist unsere Mutter nicht gleich mit uns ins Krankenhaus gefahren, sondern hat lachend zugeschaut, wie wir ihn wieder ausgespuckt haben. Es gab kein übertriebenes auskochen des Schnullers, wenn er mal in den Dreck gefallen war. Der kam einmal unter den Wasserhahn und schwupp in den Mund zurück. Und wir leben immer noch.
Ich glaube meine Oma hatte recht. Natürlich sollte man auf Hygiene achten, aber ein gesundes Maß an Dreck ist nicht nur unschädlich, sondern sogar gut und wichtig für das Immunsystem unserer Kinder. Lasst Eure Kinder im Matsch spielen. Gebt Ihren Körpern die Chance, sich mit den Keimen und Pollen auseinanderzusetzen. Nur so können sie eine gesunde Immunabwehr entwickeln.
Quellen: www.stern.de/gesundheit/allergie-studie-dreck-macht-gesund-3119924.html, 20.02.2017, Autor unbekannt
ZEIT Wissen Nr. 1/2017, 17.01.2017, Amelie Breitenhuber
Urheber: christingasner / 123RF Lizenzfreie Bilder